Smart Meter: Unerwartete Hürde auf dem Weg zur Klimaneutralität

In der Diskussion um die Energiewende und das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 rückt ein bisher oft übersehener Aspekt in den Fokus: die intelligenten Messsysteme im Stromsektor, bekannt als Smart Meter. Eine neue technische Studie des Beratungsunternehmens HORIZONTE-Group warnt davor, dass sich diese als entscheidender Engpass erweisen könnten.

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Die Bedeutung von Smart Metern für die Energiewende

Smart Meter spielen eine Schlüsselrolle in der Transformation des Energiesystems. Sie machen Energieflüsse im Netz sichtbar und steuerbar, was für die optimale Nutzung erneuerbarer Energien unerlässlich ist. In Deutschland wurde die Verantwortung für den Rollout dieser Technologie den grundzuständigen Messstellenbetreibern (gMSB) übertragen, in der Regel den Energieversorgungsunternehmen.

Die HORIZONTE-Studie: Hintergrund und Methodik

Die HORIZONTE-Group, ein erfahrenes Beratungsunternehmen im Energiesektor, hat eine umfassende technische Studie zum Thema „Metering gMSB“ durchgeführt. Jochen Buchloh, Senior Partner der HORIZONTE-Group, erklärt den Anlass: „Die komplexe und unübersichtliche Gesetzgebung war für uns ein Auslöser, um die ‚Technische Studie Metering gMSB‘ zu erstellen.“

Die Studie basiert auf drei Säulen:

  1. Die Beratungserfahrungen der HORIZONTE-Group aus zahlreichen Projekten mit gMSB beim Start des Smart Meter Rollouts.
  2. Experteninterviews, durchgeführt zwischen Dezember 2023 und März 2024.
  3. Ein unabhängiger Blick der HORIZONTE-Berater auf das Marktgeschehen.

Fünf kritische Herausforderungen für Messstellenbetreiber

Die Studie identifiziert fünf zentrale Herausforderungen, denen sich die gMSB nach Veröffentlichung des „Gesetzes zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ (GNDEW) stellen müssen:

  1. Gesetzgebung und Regulierung:
  • Hohe Änderungsgeschwindigkeit von Gesetzen und Vorschriften
  • Komplexität und Vielfalt der gesetzlichen Anforderungen führen zu unterschiedlichen Interpretationen
  • Verzögerung notwendiger Investitionen
  1. Ressourcenverfügbarkeit:
  • Mangel an qualifiziertem Personal, insbesondere bei Montage und Back-Office-Prozessen
  • Materialknappheit und Lieferkettenstörungen
  1. Technische Rahmenbedingungen:
  • Vielzahl an Technologien und Softwaresystemen erhöht Pflege- und Betriebsaufwand
  • Fehlende Interoperabilität der Systeme
  • Unzureichende Mobilfunk-Netzabdeckung
  • Technische Herausforderungen wie die Anbindung mehrerer Zähler an ein Smart Meter Gateway
  1. Teilwettbewerblicher Markt:
  • Unfaire Wettbewerbsbedingungen zwischen gMSB und wettbewerblichen Messstellenbetreibern (wMSB)
  • gMSB müssen alle Messstellen im Rahmen der Preisobergrenzen diskriminierungsfrei ausstatten
  • wMSB können selektiv agieren
  1. Komplexität:
  • Hohe Komplexität des Geschäftsmodells erfordert umfangreiche Prozess- und Technikkenntnisse
  • Ab 2025 müssen gMSB auf Kundenwunsch intelligente Messsysteme installieren
  • Umbau der IT-Landschaft aufgrund neuer gesetzlicher Anforderungen

Die Gefahr für die Energiewende

Tobias Linnenberg, Manager bei der HORIZONTE-Group und Leiter der Studie, warnt eindringlich: „Wir haben die Sorge, dass die Energiewende scheitern kann, wenn diese Herausforderungen des Messstellenbetriebs nicht bald gelöst werden.“ Die Komplexität, die sich aus der Überregulierung ergibt, wird als besonders kritisch eingestuft.

Lösungsansätze und Ausblick

Die Studie betont die Notwendigkeit einer abgestimmten Zusammenarbeit aller Akteure sowie einer flexiblen Anpassung an die gesetzlichen und technischen Anforderungen. Jochen Buchloh fasst zusammen: „Nur durch gemeinsame Anstrengungen können die identifizierten Herausforderungen überwunden und der Smart Meter-Rollout zügig und effizient umgesetzt werden.“

Bei der Abschlussveranstaltung in Berlin wurden erste Lösungsvorschläge diskutiert, die sich sowohl an politische Entscheidungsträger als auch an Marktteilnehmer und gMSB richten. Diese Vorschläge werden derzeit aufgearbeitet und sollen in Kürze von der HORIZONTE-Group präsentiert werden.

Fazit und Ausblick

Die Studie der HORIZONTE-Group macht deutlich, dass der erfolgreiche Aufbau der Smart Metering-Infrastruktur ein entscheidender Faktor für das Gelingen der Energiewende ist. Die identifizierten Herausforderungen zeigen, dass es noch erheblichen Handlungsbedarf gibt, um den Smart Meter-Rollout zu beschleunigen und effizienter zu gestalten.

Die Komplexität der Aufgabe erfordert ein Umdenken auf verschiedenen Ebenen:

  1. Politische Ebene: Es bedarf einer Vereinfachung und Stabilisierung des regulatorischen Rahmens, um Planungssicherheit für die Beteiligten zu schaffen.
  2. Technologische Ebene: Die Interoperabilität der Systeme muss verbessert und technische Herausforderungen müssen gelöst werden.
  3. Wirtschaftliche Ebene: Es gilt, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und Anreize für Investitionen zu setzen.
  4. Operative Ebene: Die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften muss intensiviert und Prozesse müssen optimiert werden.

Die angekündigten Lösungsvorschläge der HORIZONTE-Group werden mit Spannung erwartet. Sie könnten wichtige Impulse für die notwendigen Veränderungen liefern.

Letztendlich macht die Studie deutlich, dass der Erfolg der Energiewende nicht nur von den großen, sichtbaren Projekten abhängt, sondern auch von scheinbar kleinen, technischen Details wie dem erfolgreichen Rollout von Smart Metern. Nur wenn es gelingt, diese Herausforderungen zu meistern, kann das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 erreicht werden.

https://www.eon.com/de/ueber-uns/presse/pressemitteilungen/2024/komplexitaet-und-ueberregulierung-beim-smart-metering-erschweren-energiewende.html

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